Seine Aufgaben im FSJ mit den Patienten sind sehr vielfältig. Früh morgens um 6.15 Uhr beginnt die Frühschicht. Nach dem Aufschluss der Patienten aus ihren Zimmern bereiten diese das Frühstück selbstständig vor. Er begleitet sie bei ihren Mahlzeiten und schickt sie zu ihren Aktivitäten und Therapien, unterhält sich oder treibt Sport mit ihnen, spielt Kicker und Fußball. Aber auch Hol- und Bringdienste sowie Büroarbeit müssen von ihm durchgeführt werden. Abends um 21:30 Uhr ist schließlich „Einschluss“ für alle Patienten, sie müssen dann auf ihre Zimmer gehen.
Bei all den Aktivitäten gehe es darum, die Eigenständigkeit der Personen zu stärken. So werde den Patienten eben auch Verantwortung im Alltag übertragen, berichtet der 19jährige FSJler. Sie sind selber etwa für Essensdiente zuständig, und können hergestellte Produkte aus der Werkstatt an Interessierte verkaufen lassen. Die Bewältigung alltäglicher Probleme im Zusammenleben mit anderen psychisch kranken Menschen stehe dabei im Vordergrund. In vielen Lernfeldern werden Fähigkeiten trainiert, um die Eigenverantwortung zu stärken. „Wir versuchen schon, den Patienten vieles zu ermöglichen“, sagt Henry. Schließlich ist es langfristiges Ziel, die Patienten auf ein Leben außerhalb der forensischen Klinik vorzubereiten, ohne dass sie in straffälliges Verhalten zurückfallen.
Die Entscheidung für den FSJ-Platz in der Forensik hat Henry sehr bewusst gewählt. „Ich wollte nicht direkt vom Lernen in der Schule zum Lernen in der Uni. Ich wollte praktische Erfahrungen sammeln und meine Zukunftsplanung konkretisieren.“ Dabei hilft ihm der Freiwilligendienst in der Christophorus Klinik, denn schließlich will er nach dem FSJ eine Ausbildung zum Krankenpfleger absolvieren und danach Medizin studieren. In einem Monat endet das FSJ von Henry. Was hat ihm das Jahr gebracht? „Die Tätigkeiten hier haben mich extrem nach vorne gebracht“, resümiert er. „Ich bin offener geworden und habe gelernt Verantwortung zu übernehmen.“ Der Freiwilligendienst habe ihm Einblicke ermöglicht, die er so wohl nie bekommen hätte. „Das war eine große Bereicherung“ sagt er. Umso selbstbewusster kann er nun seinen Berufswunsch verfolgen.